Christian Minkus

Christian Minkus (geboren 11. Mai 1770 (1) in Klein-Lassowitz, Oberschlesien, gestorben 20. November 1849 in Marienfeld ) war ein deutscher Politiker und als einziger Vertreter des einfachen Standes Abgeordneter im Frankfurter Nationalparlament, des ersten deutschen Parlaments. Er war zudem Abgeordneter des Centralmärzverein, der ersten modernen deutschen Partei. 

 Leben

Als Sohn eines  Bauern (Kolonist) geboren, ist über den Hintergrund seiner Familie wenig bekannt.  Die Namensherkunft nicht eindeutig. Minkus könnte als polnisierte Form des lateinischen Domenicus oder als Ableitung des polnischen Wortes "minka" "der, der Fratzen zog"  entstanden sein (3). Der prominente Namensträger Leon Minkus (geb. jüd. später kath.) führt seinen Namen auf den jüdischen Vornamen Minke zurück, dessen Familie im heutigen Nordtschechien lebte, etwa 250 km südwestlich von Klein-Lassowitz.  Aus mündlicher Überlieferung der Nachfahren Minkus' war sein Vater aus Hessen im Rahmen der Ostsiedlung nach Polen gekommen und der Name vom niederhessischen Mihus(?) abgeleitet.  Als  Kolonist und Händler reiste er durch Schlesien und erlangte gewisse Bekanntheit durch sein Vermögen den einfachen Menschen Schlesiens Politik näher zu bringen (1).  1829 verlor er seine Berechtigung mit Teer zu handeln (5). Er leistete seinen Wehrdienst in Preußen.  Am 17. Mai 1848 wurde er zum Abgeordneten  der Frankfurter Nationalversammlung des Bezirks Rosenbergs, Oberschlesien gewählt.
Bei der Kommunikation Minkus' mit der einheimischen Bevölkerung  half ihm vermutlich auch seine Bilingualismus, da seine Mutter nach dem Historiker Veit Valentin polnisch sprach(4). Seinen weiteren Ausführungen, nach denen er kaum der deutschen Sprachen fähig sei, widerspricht die Tatsache, dass er in Äußerungen im Parlament (Veit nennt selbst einen Ausspruch Minkus'  auf Seite 315, zudem das unten abgebildete  handschriftliche Selbstzeugnis Minkus' als Gedicht im reinen Kreuzreim) gute sprachliche Fähigkeiten beweist und sogar wie Valentin selbst schreibt, "eindrucksvoll" seinen Antrag mit dem Satz "„Abermals ist in meinem Wahlbezirk ein Menschenleben geringer angeschlagen worden als das eines Hasen" beginnt.  Dies stützt auch die angebliche Urheberschaft des Flugblattes "Der deutsche Hunger und die deutschen Fürsten" das einen recht hohen Schwierigkeitsgrad aufweist und Kenntnisse  über die politische Situation in Mitteleuropa impliziert (Vorgänge in der Schweiz, Bayern und Preußen). Unabhängig davon ob Christian Minkus tatsächlich der Verfasser derselben war, wie das Deutsche Historische Museum  und in neuerer Zeit das Zentrum für jüdische Studien in Heidelberg vermutet, macht diese Verknüpfung eine grundlegende sprachliche Inkompetenz unwahrscheinlich. Vermutlich sprach er dennoch mit einem starken schlesischen Akzent der die "Übersetzung"  erklärt die seine Kollegen nach Valentin gegenüber der Bauernkommission vornehmen mussten.

Prozess oder Minkus-Affäre (7)

Verleumdung

Im September des selben Jahres lies er sich von den Parlamentsgeschäften im Rahmen der Septemberunruhen freistellen und reiste nach Rosenberg. Am 1. Oktober hielt er vor seiner Wählerschaft eine Rede. Am 2. Oktober erschien im halboffiziellen Organ des Parlamentes, der Frankfurter Oberpostamts-Zeitung ein Meldung nach der Minkus die Ermordung zweier konservativer Abgeordneter gut geheißen hatte und die Rosenberger weiter aufstachelte, was im Tod zweier weiterer Personen resultiert hatte. Gegen Minkus wurde ein Haftbefehl erstattet, der allerdings nicht umgesetzt wurde. Im gleichen Zeitraum wurden Flugblätter  der konservativen Abgeordneten Jürgens (Redakteur), Bernhardi und Löw verteilt, in denen auf Minkus Bezug genommen wurde: "zu früh hat Minkus in Schlesien zum Tod gehetzt".(6)

Anklage

Zurück in Frankfurt erhob Minkus Anklage gegen Jürgens u.a. und lies sich durch den stadtbekannten Anwalt Maximilian Reinganum vertreten. Gustav Adolph Rösler,  offenbar ein Freund Minkus', und wie er ein Außenseiter im Parlamentsgeschehen, auch Kanarienvogel genannt, war Wortführer und erklärte den Prozess für mehr als einen Indivualprozess sondern allgemein eine Antwort auf Agitationen und Unwahrheiten die die konservative Seite des Parlamentes gegen die Linken vollführe. Der Artikel über Minkus musste fabriziert sein, als Begründung führte er die kurze Zeit zwischen Veröffentlichung und Zutragungsdatum hin. Die strafrechtliche Verfolgung der Abgeordneten verlangte aufgrund parlamentarische Immunität eine Zustimmung im Parlament. Der Abgeordnete Vogt bezog sich auf dieses Prinzip als er einen Antrag stellte, nachdem der Vorstoß von Minkus gegen Jürgens etc. ignoriert werden solle. Unter anderem der provisorische  Reichsminister der Finanzen  von Beckerath sprang Minkus in dieser durchaus erhitzen Debatte bei, andere wie der Abgeordneter von Mannheim betonte, dass jeder mit den Beschimpfungen der Presse leben lernen musste. Am Ende wurde mit einer Mehrheit von 230 zu 200 die Ablehnung von Vogts Antrag beschlossen und der Weg zu einer strafrechtlichen Verfolgung freigemacht.(6)

Prozessausgang

Über eine tatsächlichen Strafprozess gegenüber Jürgens u.a. ist nichts auffindbar bekannt. Christian Minkus war vermutlich nicht allzu begierig den Strafprozess voranzutreiben, auf Anfrage zu Äußerung bzgl. des Vorstoßes Vogts betont er seine Gleichgültigkeit (6). Dies mag auch im hohen Alter Minkus' begründet liegen.

Bewertung 

Minkus ist eine Singularität in der Nationalversammlung. In seiner einfachen Herkunft widersprach er dem Geist des "Honorationenparlament" das in keinster Weise die Bevölkerungszusammensetzung Deutschlands repräsentierte. Seine Rolle in der Minkus-Affäre war vermutlich eher Spielball der Elemente als treibende Kraft. Ein "Bauernopfer", das den Nationalkonservativen als ausgleichende Gerechtigkeit nach den Ausschreitungen der Septemberunruhen erschienen haben mochte . Rösler nimmt auch indirekt Bezug auf Minkus' Herkunft in dem er den Wunsch vieler darstellt, an seiner statt Rosenberg zu vertreten oder wenigstens einen gleichgesinnten Landadligen. Dass der Wille jener durchaus mächtigen und bei weitem verwurzelteren Abgeordneten nicht durchgesetzt wurde scheint beachtlich, dass sich einer der berühmtesten Anwälte und unter anderem der Reichsfinanzminister für Minkus einsetzte ist erstaunlich.  Dies wirft ein neues Licht auf Minkus' Eintrag in das Parlamentsalbum, in dem " Männerherzen" (V.5) sich in "Freundschaft (...) verbinden"(V. 7). Dass die Gleichheit aller vor dem Gesetz sogar den Immunitätsgrundsatz des Parlaments überwindet, zeugt vom demokratischen Geist der Zeit.

Kontroverse und Nachleben

Seit Minkus am 20. November 1849 starb, ist seine Erinnerung mehr oder weniger durch die nachfolgenden Ereignisse gefärbt wurden. Valentin bezeichnet ihn als "merkwürdig"  und "kommunistischen Agitator", was anhand der vorliegenden Quellen kaum nachvollziehbar scheint. Es scheint als wäre Valentin in seiner Meinung eher von der Frankfurter Postamtszeitung denn den originären Protokollen beeinflusst worden, die ein weitaus moderateres Bild von Minkus zeichnen, der sich zwar vordergründig für Belange der Bauern und einfachen Leute einsetzte, allerdings auch an demokratischen Prozessen aktiv teilnahm (wie in seinen Worten zur Schweiz anklingt (7) ). Außer dieser Färbung, die ob der nachfolgenden Auflösung des Parlaments und folgenden Restauration nicht unvorhersehbar ist, ergibt sich in der jüngeren Geschichte eine weitere. Wenn polnische Historiker Minkus als "Polen der kaum Deutsch sprach" darstellen, gar als einzigen Polen im ersten deutschen Parlament, verkennen sie die Fakten absichtlich. Wenn man eine Straße "Krystiana Minkusa" nennt, ignoriert man, dass Christian Minkus als "Christian Minkus aus Marienfeld in Oberschlesien "  mit sauberem Kreuzreim unterschrieb.

Theaterstück in Angedenken Minkus'

Leo Minkus , Nachfahre in männlicher Linie durch Johann, Friedrich, Friedrich Eugen, Ulrich Friedrich und Friedrich Ulrich Minkus, 18.11.2018 (ed. 03.09.22)

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